Eckdaten

Projektnummer 15006

Kontext: offener einstufiger Wettbewerb
Bearbeitungszeitraum: 2015/11- 2015/12

Flächenangaben zum Gebäude:
Wettbewerbsgrundstück 5250,1m²
Überbaute Grundfläche 1084,5m²
Brutto-Rauminhalt 4645,3m³
Grundstücksgröße 799,34m²
Netto Nutzfläche 1073,3m²

Kaffeeverbrauch während der Umsetzung in Tassen: ca. 260

Text Christoph Bus
Fotos © architekturbild.at

Wettbewerbsbeitrag als pdf

Ein Kindergarten für Semily

Wettbewerb für einen Kindergarten im Norden Tschechiens - im Landkreis Liberec.

Semil ist ein Städtchen in einer malerischen Gegend im Norden Tschechiens. Die Stadtverwaltung hat einen Wettbewerb ausgeschrieben um den baulich desolaten Kindergarten in der Stadt zu ersetzen. Vor allem die Freude an der Aufgabe war die Motivation für die Architekten Radovan Zelik und David Pašek am Verfahren teilzunehmen aber auch die Kompetenz der Jury, der der Architekt Jan Šépka vorsaß und die Angemessenheit der Anforderungen hat überzeugt.

Gefordert  war ein Kindergarten-Komplex mit zwei eigenständigen  Kindergärten – einmal waldorf und einmal städtisch – mit jeweils zwei Gruppenräumen, Büro und Aufenthaltsräumen aber auch gemeinsam nutzbaren Räumen sowie Infrastruktur. Das Grundstück liegt im Spannungsbereich an dem die Stadt in einen Grünraum ausläuft,  den eine sehr kleinteilige  Kleingartensiedlung am Hang bildet.

“Unser Ansatz war, den Baukörper  so weit wie möglich im Norden, an der städtischen Seite zu situieren, damit der Garten groß bleibt und das Bauvolumen so zu gliedern, dass dieses einen Übergang zur Kleinteiligkeit der Kleingärten südlich des Grundstücks bilden.“

Das markante und sich wiederholende Grundelement des Entwurfs bilden die zueinander verdrehten Gruppenräume, mit sich großzügig öffnenden Pultdächern. Jeden Kindergarten bildet ein Baukörperpaar, welches zueinander verdreht ist und sich Richtung Garten öffnet. Die jeweils äußeren Baukörper sind etwas länger und beherbergen auch die Lehrerzimmer und das Büro der Kindergartenleitung.  Das durch die nach Osten hin geöffneten Pultdächer erreichte Plus an Raumhöhe ermöglicht es, Gruppenräume mit  Galerien auszustatten und sie an spezifischen Ansprüche der Kindergärten anzupassen. Die Räume werden dadurch aber auch sehr gut mit Morgenlicht geflutet. Der Garten kann sowohl von den Gruppenräumen als auch von der Garderobe, die in dem sich öffnenden Bereich zwischen den zwei Gruppenräumen befindet, erschlossen werden.

„Uns war immer der Gartenbezug total wichtig, vor allem aus eigenen Erfahrungen weil der Kindergarten meines Sohnes in Schönbrunn war, die Kinder aber nur selten draussen da es keinen, dem Kindergarten zugeordneten Garten, gab.“

Das Konzept für den  Garten wurde von der Jury explizit gelobt  und bietet neben dem fließenden Übergang zu den Gruppenräumen und der Aufnahme den Kontexts der Kleingärten viele verschiedene Zonen die den Kindern Raum für Abenteuer und Expedition bieten.

„Wir wollten das Projekt aus Holz bauen, weil wir so mittels Vorfertigung sehr schnell gewesen wären damit möglichst wenige Kinder ihren, mit drei Jahren eher kurze Kindergartenzeit, nicht zur Gänze in einem Provisorium verbringen müssen.“

Die Infrastruktur samt Liefergasse ist an der städtischen Seite mit Frischküche, Werkstätte, technischen Einrichtungen, den zentralen Sanitärräumen etc. situiert. Die Erschließung der Gruppenräume samt überdachtem Vorplatz, Kinderwagen-Abstellbereich und Aula befindet sich zwischen dem geradlinigen Infrastrukturtrakt und den verspielten Gruppenräumen. Durch diese Gegensätzlichkeiten fließt der Raum klar aber sehr spannend zwischen den zwei Bereichen hindurch und bietet auch noch eine Veranstaltungszone inmitten der beiden Kindergärten.

Die Jury entschied sich letztlich für einen ganz anderen Ansatz, aber die Architekten sind von den Vorzügen ihres Entwurfs überzeugt: „Die Qualität dieser Lösung findet sich zum einen in der Maßstäblichkeit, im Verhältnis zum Ort und in den verspielten Kubaturen die zwar recht ähnlich sind aber durch die Verdrehung auch eine räumliche Vielfalt ergeben.“

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