Eckdaten
Projektnummer 23002
mit Architekt Francesco Qualizza
mit Architekt Radovan Zelik
Expert:innen:
Dominika Vršanová
Torsten Peer-Englich
Kontext: offener einstufiger
Realisierungswettbewerb
Auslober: Stadt Boskovice (CZ)
Bearbeitungszeitraum:
2024/10- 2025/01
Wettbewerbsareal: ca. 2.775m²
Bruttorauminhalt: 6.445m³
Nettonutzfläche: ca. 1.768m²
Kaffeeverbrauch während der
Planung im
Team in Tassen: ca. 440
Realisierungswettbewerb Bibliothek Boskovice (CZ)
Seit vielen Jahren sucht die malerische Stadt Boskovice in der Tschechischen Republik nach einem neuen Standort für ihre Bibliothek. Man entschied sich, ein kleines Kaufhaus, das in den 80er Jahren unsensibel in das Stadtzentrum geklatscht wurde, für diese neue Nutzung zu adaptieren.
Unsere Vision für den Ort
Die neue Bibliothek wird nicht nur ein intellektueller Leuchtturm des Ortes* sein, sondern auch eine Basis für das soziale Leben in Boskovice. Wissen zugänglich zu machen ist die grundlegende Aufgabe der Bibliothek, aber dieser Ort bietet noch viel mehr, er steht allen offen und macht die Bibliothek zu einer neuen Agora der Gesellschaft. Hier können sich die Bewohner einfach treffen, miteinander spielen, Ideen entwickeln und in einer persönlichen Atmosphäre diskutieren, auf einer Plattform des Wissens und der sozialen Integration.
*Zitat von T.G. Masaryk
Städtebau / Architektur
Der unsensible Eingriff in die Stadtstruktur der 1980er Jahre fragmentierte den kompakten Stadtkern. Die neue Nutzung verwandelt diesen Nachteil in eine wünschenswerte räumliche Fassung, die der öffentlichen Funktion der Bibliothek entspricht. Vor dem Eingang des Gebäudes entsteht ein neuer öffentlicher Raum, der das Gebäude so umgibt, dass es sich selbstbewusst in das Stadtgefüge einfügt. Die Bibliothek wird in das Stadtgefüge „eingewoben“. Es entsteht ein neuer Vorplatz mit angrenzender Fußgängerzone und Garten. Die Verdichtung und Revitalisierung der Grünflächen ist ein wichtiger Schritt zur Verbesserung des Stadtklimas.
Durch die Entfernung von Teilen des bestehenden Gebäudes kann eine städtebaulich hochwertige Situation geschaffen werden, die der neuen Bibliothek angemessenen Raum und Kommunikationsverbindungen mit der Umgebung bietet. Die Verbindung zur Stadt wird gestärkt und um die Bibliothek herum entsteht ein neuer, hochwertiger Aufenthaltsbereich, der auch den Platz auf der gegenüberliegenden Straßenseite einbezieht.
Formal nimmt die Bibliothek die Proportionen der Stadtstruktur auf und ergänzt sie durch eine zeitgemäße und selbstbewusste Interpretation der umgebenden Dachlandschaft.
Im Dialog mit dem Bestand
Die Umwandlung des Kaufhauses in eine öffentliche Bibliothek ist Ausdruck der positiven Geschichte der Stadt, ihrer Bürger und des verantwortungsvollen Umgangs mit der Vergangenheit. Sie verbindet neuen Geist und neues Denken mit dem Erbe der Vergangenheit und schafft eine neue Identität, ohne das Alte zu verwerfen. So entsteht ein Gebäude für die Zukunft, das eng mit seiner Vergangenheit verbunden ist.
Bibliothek
Das Hauptgebäude der Bibliothek wird freigestellt, um den Baukörper in seiner neuen Bedeutung hervorzuheben und in einen umlaufenden öffentlichen Raum einzubinden. Der Wettbewerbsentwurf wertet die bestehende Struktur auf und klärt sie: Im Westen werden zwei Achsen abgebrochen, um einerseits einen adäquaten öffentlichen Vorplatz zu schaffen und andererseits eine Erschließungsachse mit Café und Begegnungszone einzufügen. Diese Zone öffnet sich als Split-Level-Lösung niederschwellig sowohl nach unten in den Kinder- und Jugendbereich - als auch nach oben in den Erwachsenenbereich. Im Zentrum der Erwachsenenabteilung ist eine multifunktionale Fläche für verschiedene Veranstaltungen vorgesehen.
Da das bestehende Dach ohnehin saniert werden muss, wird das Geschoss für die Verwaltung, das Bücherlager und die Buchbearbeitung als neues Dachgeschoss aufgesetzt. In dieses sind zwei Terrassen zur Belichtung eingeschnitten. Alle Bereiche werden durch einen zentralen, barrierefreien und räumlich interessanten Erschließungskern verbunden.
Fassade
Der gesamte Baukörper erhält eine neue Fassade in Holzbauweise. Aufgrund der großen Trakttiefen und der Kommunikation zwischen öffentlichem Raum und Bibliothek ist ein hoher Glasanteil vorgesehen. Rundum sind außenliegende Markisen vorgesehen, die im Tagesverlauf der Sonne folgen und unterschiedliche Assoziationen hervorrufen können.
Makerspace / öffentliche Toiletten.
Die bestehenden Läden inklusive der Heizzentrale werden zum Makerspace und zu öffentlichen Toiletten. Die vielen vorhandenen Ebenen dieser Gebäudestruktur werden zur Chance für das Vorhaben und so generiert der Beitrag einen 3D-Raum mit vielfältiger Zonierung. Über eine vertikale Plattform werden alle Bereiche barrierefrei erschlossen.