Eckdaten

Projektnummer 18001
mit Architekt Radovan Zelik

Kontext:
geladener einstufiger Wettbewerb
Auslober: Město Nový Jičin (CZ)
Ort: Nový Jičin (CZ)
Bearbeitungszeitraum:
2018/01- 2018/05
Visualizierung: zoomvp

Flächenangaben zum Gebäude:
Bruttogeschossfläche 605m²
Nettonutzfläche EG+OG+DG ca. 1200m²

Produziertes Datenvolumen: 6GB

Kaffeeverbrauch während der Umsetzung des Teams in Tassen: ca. 320

Kulturzentrum Nový Jičin (2.Rang)

geladener Wettbewerb für die Konversion der Villa August Hückel
in das Kulturzentrum der Stadt Nový Jičin (CZ)
mit Architekt Radovan Zelik

Nový Jičin ist eine Stadt mit etwa 25.000 Einwohnern im Westen Tschechiens mit einer wunderbaren Altstadt. Vom 19. Jahrhundert an wurde die Hutfabrik der Familie Hückel ein wichtiger Motor für die wirtschaftliche Entwicklung. Die Produkte erfreuten sich großer Beliebtheit und die Handelsverbindungen überzogen ganz Europa und die Familie prägte auch das kulturelle Leben der Stadt.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts beauftragten die Brüder August und Johann Hückel den Wiener Architekten Otto Thienemann, der für Nový Jičin bereits das Kreisgericht und das neue Theater entwarf, Ihnen zwei Villen in Nachbarschaft der Fabrik zu planen. Es entstand ein einzigartiges Ensemble in einem Park auf höchstem Niveau und ausgestattet von den führenden Künstlern dieser Zeit.

Nach dem Zweiten Weltkrieg musste die Familie Hückel die Tschechoslowakei verlassen und die Villen gingen in staatlichen Besitz über, wurden geringfügig adaptiert und als Kinderheilanstalt und als eine Abteilung des Krankenhauses genützt. Mit der Wende gingen die Gebäude in Privatbesitz über und nachdem diese schon länger nicht genutzt wurden, verfielen diese rasch. Die Stadt Nový Jičin entschied sich die gesamte Liegenschaft zu erwerben und formulierte gemeinsam mit Experten ein Programm für die Villa von August Hückel. Diese soll in der Zukunft eine multifunktionales kulturell öffentliches Zentrum der Stadt werden.

Ein als privates Haus konzipiertes Gebäude in ein öffentliches Kulturzentrum zu adaptieren bedarf einiger Eingriffe und Anpassungen um den Besucherstrom und die innere Organisation zu bewältigen.
Grundlage unseres Entwurfs war ein genaues Studium der bewegten Geschichte und der Substanz der beiden Häuser und dabei fiel uns auf, dass die Familie Hückel selbst schon recht große Veränderungen vorgenommen hat und die Gebäude eine lange Geschichte der Transformation hinter sich haben.

Gleich wichtig wie die Gebäude selbst, ist in diesem Fall das Umfeld – der Landschaftspark, der von der Zugangsstraße in einer Sequenz von intensiver Gestaltung hin zu einem Naturpark durchläuft. Neben der Lösung des ruhenden Verkehrs soll dieser Ansatz wieder mit Leben erfüllt werden: die Besucher und Gäste werden nunmehr auf einen neuen großzügigen Platz mit Aussicht zwischen die beiden Villen geführt, wo für das Kulturzentrum ein neuer, ausreichend großzügiger Eingang angeordnet wird. Dieser lässt sich mit minimalen Eingriffen in die Fassade herstellen und führt barrierefrei in ein großzügiges Foyer mit Garderobe und Infopoint.

Formal prägend sind für die Gebäude von Außen die turmartigen Bauteile, die aber bisher lediglich als Zimmer genutzt wurden. Nachdem das Raumprogramm eine zusätzliche barrierefreie vertikale Erschließung vorsah, haben wir uns entschlossen das Formale und das Funktionelle zusammenzuführen und angrenzend an das Foyer das neue Stiegenhaus mit Lift im Turm zu realisieren. Mit dem historisch bedeutenden Stiegenhaus bildet die neue Vertikalerschließung eine Spange die eine unabhängige Nutzung der Räume ermöglicht.

Das Erdgeschoss ist multifunktional für ganz verschiedene Nutzungen der Stadt ausgelegt – vom Empfang, zum Konzert oder zur Hochzeit oder Verkostung. Die Terrasse wird über eine Freitreppe wieder mit dem Garten verbunden – ganz wie zu jenen Zeiten, als das Haus von der Familie Hückel bewohnt wurde.

Das Obergeschoss ist gänzlich der städtischen Galerie gewidmet und im Dachgeschoss wird die Mediathek untergebracht. Ergänzend zum Programm wurde vorgeschlagen in diesem Geschoss auch eine Wohneinheit zu errichten um diese zB. im Rahmen eines Stipendiumsprogramms jungen Autoren und Autorinnen anzubieten, um als Stadtschreiberinnen verschiedene Beobachtungen zu Nový Jičin zu erlangen.

Der Sanierung der Fassade sollte eine genaue Untersuchung der ursprünglichen Farbgebung und Materialität vorausgehen um sich dem ursprünglichen Wunsch der Auftraggeber „eine italienische Villa im Wienerwald“ anzunähern. Interventionen, die im Zuge der Sanierung nötig sind, heben sich formal durch eine minimalistisch zeitgenössische Architektursprache ab und treten zurückhaltend in einen Dialog mit dem Entwurf von Otto von Thienemann.

 

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